Was (nicht nur) in Wachtberg aus der Unwetterkatastrophe folgen muss
Wir alle sind bestürzt über das unfassbare Ausmaß, das die Unwetterkatastrophe in unserer unmittelbaren Nachbarschaft angerichtet hat. Wir haben in Wachtberg zwar Erfahrung mit großen Starkregenereignissen, aber eine solche Zerstörung wie sie in den Nachbarkommunen Rheinbach und Swisttal, der Eifel und im Ahrtal zu beklagen ist, gab es bei uns nicht.
Jetzt sind wir als Nachbarn zur Hilfe verpflichtet und viele Menschen haben dies auch schon spontan unter größtem Einsatz getan. Private Hilfsaktionen waren unmittelbar nach dem Unglückstag zu finden. Viele Landwirte und Handwerksbetriebe, die über nötige Gerätschaften zur Rettung und Räumung verfügten, haben sich mit großem Einsatz engagiert, viele Wachtberg Vereine haben Spendenaktionen gestartet.
Dafür gebührt allen unser Dank und Respekt.
Die schnelle Hilfe für betroffene Menschen ist jetzt erste Priorität. Viele brauchen ein neues Zuhause und überhaupt eine Perspektive für ihr Leben. Damit dürfen wir sie als Gemeinschaft auch dann nicht allein lassen, wenn die Schlagzeilen kleiner geworden sind.
Die früher beruhigende Annahme, wir leben in einer gemäßigten Klimazone, ist schlicht überholt. Solche Ereignisse konnten wir im TV sehen, wenn in Südostasien ganze Landstriche unter Wasser standen. Aber was hatte das bitte schön mit uns hier zu tun?
Jetzt wissen wir: Diese scheinbar sorglose Zeit ist zu Ende – der Wandel des Klimas sorgt dafür, dass wir regelrecht „mittendrin“ sind.
Diese Erkenntnis muss unsere Anstrengungen zum Existenzschutz auf zwei Arten wesentlich verändern. Zum einen brauchen wir Maßnahmen, um die Folgen des Klimawandels besser zu verkraften. Zum anderen müssen wir auch endlich verstehen, dass wir JETZT handeln müssen, um langfristige Ergebnisse zu verbessern. Dabei liegt die Betonung auf „Handeln“. Eine groß angelegte Diskussionsrunde und die Etablierung von zusätzlichen Gremien bindet zu viel Energie und sie kostet vor allem Zeit. Wir wissen doch jetzt schon, welche Maßnahmen helfen. Wir sollten diese umsetzen. Das muss in allen Bereichen geschen – Bund, Länder und Kommunen. Für das, was die Kommunen tun müssen, tragen wir selbst die Verantwortung und dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden.
Dazu gehört, dass wir bei der Versiegelung von Flächen viel zurückhaltender werden und auch Fehler der Vergangenheit korrigieren müssen. Wer sein Grundstück versiegelt, schädigt oft nicht sich, sondern andere. Ein Gemeinwesen hat die Verpflichtung, die Menschen zu schützen. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass wir andere Regeln brauchen, damit so viel Niederschlag wie möglich versickern oder abgefangen werden kann. Die EINE Maßnahme wird es nicht sein, sondern viele Maßnahmen greifen ineinander und bewirken dadurch etwas zum Guten.
Entsiegelungen, Renaturierungen, Verbreiterung der Bachläufe – mit einigen Maßnahmen haben wir schon begonnen und bei weniger heftigen Niederschlägen haben diese Maßnahmen auch gezeigt, dass sie die richtige Richtung vorgeben. Doch ist das erst der Anfang. Wir sollten konsequenter über Rückhaltebecken in Wachtberg diskutieren und dezentrale Maßnahmen wie mehr Zisternen, Dachbegrünungen und zusätzliche Versickerungsflächen verstärken.
Niemand wird ausschließen können, dass es dann keine Katastrophen solchen Ausmaßes in Wachtberg geben wird, doch sollten wir hinterher nicht sagen müssen, dass wir nicht alles dafür getan haben, das Unglück so weit wie möglich zu begrenzen.